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<p>Ein Bild zeigt einen Menschen, der ein Glas Weißwein hält.</p>

11. Alkoholfreie und alkoholarme Weine
Alternative für moderne Genießer*innen

In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach alkoholfreien bzw. alkoholarmen Weinen weltweit deutlich gestiegen. Die Gründe dafür reichen von gesundheitlichen Überlegungen über gesellschaftliche Trends bis hin zu einem bewussteren Lebensstil.

Gesundheit und Lifestyle im Wandel

Die Entscheidung, auf Wein zu verzichten oder seinen Konsum zu reduzieren, ist für viele Menschen zunehmend eine Frage der Gesundheit und Lebensqualität. Studien zeigen, dass Konsument*innen weltweit mehr auf ihren Alkoholkonsum achten und oft nach Alternativen zu Bier, Wein und Spirituosen suchen. Auch kulturelle und religiöse Gründe spielen dabei eine Rolle, ebenso Bewegungen wie „Dry January“ oder „Sober October“, bei denen ganze Monate als alkoholfrei zelebriert werden. „Cool sober drinking“ ist ein Trend, der nicht mehr verschwinden wird.

<p>Personen stoßen mit ihren Weingläsern an</p>
© ÖWM / Robert Herbst

Die wachsende Akzeptanz und Verfügbarkeit alkoholfreier und alkoholarmer Alternativen (in der Folge nach ihrer englischen Abkürzung „NoLo“ genannt) ist für Konsument*innen eine Chance, die positiven Aspekte des Weingenusses zu bewahren, ohne die Effekte des Alkohols in Kauf zu nehmen. So bleiben zum Beispiel in entalkoholisierten Rotweinen die Polyphenole erhalten, die wissenschaftlich nachgewiesene günstige Auswirkungen auf Herz und Kreislauf haben.

NoLo-Weine sind eine Option, die sowohl den Geschmack als auch die kulturelle und gesellige Bedeutung des Weingenusses berücksichtigt. Sie bieten eine Alternative für all jene, die zwar auf Alkohol, aber nicht auf den Genuss und ein Glas Wein beim Aperitif, einem geselligen Abendessen oder einer Feier verzichten möchten.

Eine kurze Begriffsdefinition

Grundsätzlich lassen sich bei NoLo-Weinen zwei Kategorien unterscheiden:

„Alkoholfreier Wein“:
  • bei einem Alkoholgehalt von bis zu 0,5 % vol.
  • Die offizielle Verkehrsbezeichnung lautet „entalkoholisierter Wein“,  sie ist verpflichtend auf dem Etikett anzugeben.
  • „Alkoholfreier Wein“ ist eine mögliche Zusatzbezeichnung.
„Alkoholarmer Wein“:
  • bei einem Alkoholgehalt von mehr als 0,5 % und höchstens 8,0 % vol. (wenn Wein aus Österreich die Produktgrundlage ist)
  • Die offizielle Verkehrsbezeichnung lautet „teilweise entalkoholisierter Wein“ und ist verpflichtend auf dem Etikett anzugeben.
  • „Alkoholarmer Wein“ ist eine mögliche Zusatzbezeichnung.

Beide Kategorien dürfen nur aus Trauben, Most oder Wein hergestellt werden, die den gesetzlichen Anforderungen entsprechen (österreichisches bzw. europäisches Weinrecht). Bestimmte Zusatzstoffe und Verfahren sind in ihrer Anwendung streng geregelt, um die Authentizität und Qualität des Endprodukts sicherzustellen. Die Weine müssen entsprechend gekennzeichnet sein.

Herstellungsmethoden

Es gibt mehrere Techniken zur Reduktion des Alkoholgehaltes, die je nach Produzent*in und Qualitätsanspruch angewandt werden:

  • Vakuumdestillation: Bei dieser Methode wird der Alkohol durch ein Vakuum aus dem Wein entfernt, das es ermöglicht, den Siedepunkt des Alkohols herabzusetzen. Dadurch kann der Alkohol bei niedrigen Temperaturen verdampfen, ohne dabei die Aromen und Geschmacksstoffe zu zerstören.
  • Umkehrosmose: Hier wird der Wein durch eine extrem feine Membran gepresst, die Alkohol und Wasser abtrennt. Der entstehende alkoholreduzierte Wein wird anschließend mit Wasser auf die gewünschte Stärke gebracht.
  • Spinning Cone Column (Schleuderkegelkolonne): Dieses Verfahren ist eine der innovativsten Methoden und trennt die Inhaltsstoffe durch Zentrifugalkraft ab. Durch eine Kombination aus Verdampfung und Trennung bei unterschiedlichen Temperaturen kann der Alkohol entzogen werden, während das Geschmacksprofil weitgehend erhalten bleibt.
  • Anpassung der Fermentation: Alkoholarme Weine können auch durch eine Verkürzung der Gärungsdauer hergestellt werden. Hierbei bleibt der Alkoholgehalt von Beginn an niedrig. Da der Wein so jedoch weniger komplex ist, wird diese Methode eher selten angewandt.

Nach der Entalkoholisierung ist die Weiterverarbeitung entscheidend, um dem Wein die nötige Struktur zu verleihen. Immer öfter werden die bei der Entalkoholisierung ebenfalls entzogenen Aromastoffe dem Wein wieder zugeführt, um die Geschmacksintensität wiederherzustellen und ein vollmundiges Profil zu schaffen. Dieses Verfahren ist technisch aufwändig.

Ein Bild zeigt ein Etikett eines alkoholfreien Grünen Veltliners.
Ein Bild zeigt das Etikett eines Etikett eines alkoholfreien Zweigelts
<p>Ein Bild zeigt Mini Bärlauch Knödel.</p>

Geschmack und kulinarische Eignung:

© ÖWM / Carletto Photography

Geschmack und kulinarische Eignung:
Genuss mit neuen Möglichkeiten

Genuss mit neuen Möglichkeiten

Geschmacklich unterscheiden sich NoLo-Weine oft von traditionellen Weinen, da Alkohol ein entscheidender Träger von Aromen und Struktur im Wein ist. NoLo‘s bieten meist eine leichte bis mittlere Körperstruktur und eine eher dezente Säure. Ihr Aroma wird häufig durch eine stärkere Fruchtigkeit geprägt. Wer zum ersten Mal einen entalkoholisierten Wein kostet, sollte sich also vorher vom gewohnten Geschmacksprofil der Weine lösen und sich auf eine neue Erfahrung einstellen.

Kulinarisch bieten entalkoholisierte Weine viele Einsatzmöglichkeiten. Sie eignen sich ideal als Begleiter zu leichten Speisen, Salaten oder vegetarischen Gerichten. Entalkoholisierte Schaumweine sind eine hervorragende Wahl zu Fischgerichten oder als Aperitif, während entalkoholisierte Rotweine besonders gut zu milden Käsesorten und leichteren Fleischgerichten passen.

Für Gastronom*innen und Händler*innen bietet der Trend zu NoLo-Weinen die Chance, ein wachsendes Segment zu bedienen, das von einer neuen Generation von Konsument*innen stark nachgefragt wird. Die Kombination aus traditioneller Weinbereitung und innovativen Herstellungsverfahren erlaubt es heute, Produkte anzubieten, die im Geschmack überzeugen und gleichzeitig das Bedürfnis nach einem bewussten, ausgewogenen Lebensstil unterstützen. NoLo-Weine sind kein Ersatz, sondern bilden eine neue Produktgruppe, die klassischen Wein ergänzt und die Möglichkeit gibt, neue Zielgruppen zu erschließen. Man muss nicht „entweder – oder“, sondern kann „sowohl als auch“ genießen.

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